DAS ist der neue Weckton für Frühaufsteher: Um Punkt 8 Uhr rollt auf dem Genfer Automobilsalon der neue Mercedes-AMG GT3 auf die Bühne. V8-Brüllen vom Feinsten. Die Messe ist für Daimler eine Präsentation der Gegensätze: „Lautstark“ (GT3) trifft „lautlos“ (C-Klasse mit Hybridantrieb). „Hochstapler“ (G 500 4×4²) trifft „Flachmann“ (SL „Edition Mille Miglia“417) „Lang“ (Mercedes-Maybach Pullman) trifft auf „kurz“ (smart) – “Geschosse” versus “Go Green.”
Und Gegensätze machen anziehend. In diesem Messehallen-Automobilkosmos, wie im Leben draußen. Wenn ich mich auf den Messeständen umschaue, dann passt auf die Autos wie auf die Fach-Besucher aus aller Welt am besten ein Begriff: „Vielfalt“. Ich habe irgendwo eine Statistik gelesen, dass es im Jahr 1990 gerademal 101 verschiedene Automodelle auf dem deutschen Markt gab. Heute, im Jahr 2015, sind es schon 453 Modelle und Varianten. Was natürlich auch daran liegt, dass viele Modelle auch und gerade für ausländische, stark wachsende Märkte wie die USA oder Asien gedacht sind. „Ja ja“ hört man jetzt förmlich die Menschen sagen, die meinen, dass grundsätzlich früher alles besser war. „Mercedes-Benz hatte drei Modellreihen, basta! Und die waren immer ausverkauft.“ Und obwohl ich Oldtimer-Fan bin, glaube ich nicht, dass früher alles besser war. Können wir uns auf „anders“ einigen? Der Satz von Henry Ford „Die Kunden können jede Farbe wählen, solange sie schwarz ist“ würde heute keinen Autohersteller (und Käufer) mehr wirklich glücklich machen.- Exkurs Ende -






Zurück zur Vielfalt bei Daimler:
Mercedes-AMG GT3: Der Bolide für den Kundensport. Motorsportfans können sich auf die ADAC GT Masters Rennen im nächsten Jahr freuen, wenn der Wagen mit seiner „Shark-Nose“ an den Zeiten der Konkurrenz knabbert. Angetrieben Mercedes AMG GT3 mit dem V8-Saugmotor aus dem SLS GT3 und besitzt geschätzte 550 PS. Das Design des Kühlergrills erinnert bewusst an die ersten Mercedes-Benz 300SL Rennwagen aus den frühen 50er Jahren. Gar nicht „gestrig“ ist die konsequente Leichtbauweise unter Einsatz vieler Carbonteile. Am liebsten würde ich Rennfahrer Maximilian Götz anrufen und mit ihm und dem GT3 vom Messestand direkt Richtung Nürburgring fahren …
Mercedes-Maybach Pullman: Im besten Sinne „staatstragend“. Mit einer Länge von 6,50 Metern bietet die Chauffeur-Limousine Raum für eine großzügige und edle Club-Lounge im Fond. Das Burmester-Surround-Soundsystem bietet den legendären Wohlfühlklang des bekannten High-End-Audiospezialisten aus Berlin. Mehr rollender Luxus „handmade“ geht nicht: Wer die Chance bekommt auf Tuchfühlung mit den Materialien des Interieurs zu gehen, erkennt: Dies ist das hochwertigste Auto auf dem Genfer Automobilsalon.
Mercedes-Benz C 350 e mit Plug-In Hybridantrieb: Bereits das zweite Hybridmodell der neuen C-Klasse und das zweite Modell nach dem S 500 e mit Plug-in Hybrid Technologie von Mercedes-Benz. Der C 350 e ermöglicht 31 Kilometer rein elektrisches und damit lokal emissionsfreies Fahren. Der Antrieb stellt eine Systemleistung von 205 kW (279 PS) und ein Systemdrehmoment von 600 Nm bereit. Der C350 e verbraucht zertifiziert als Limousine und T-Modell nur 2,1 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer. Das entspricht CO²-Emissionen von lediglich 48 Gramm (T-Modell 49 Gramm) pro Kilometer.
V-Klasse Concept Vision e : Sieht so das Reisefahrzeug der Zukunft aus? Auch beim Konzeptfahrzeug treibt Plug-in Hybrid mit Vierzylindermotor und hier 245 kW (333 PS) Systemleistung das Concept V-ision e an. Im Innenraum erwartet die Reisenden Wohlfühlambiente mit Loft-Charakter und sogar Sitze mit Massagefunktion. Ob Fußstützen im Fond, eine große Mittelkonsole mit Thermo-Cupholdern oder eine Fünf-Liter-Kühlbox, es fehlt an nichts. Ich setze mich kurz hinein, schließe die Tür: Absolute Ruhe und der feine Duft von Leder. Herrlich. Bis sich die Tür wieder öffnet und Kameraobjektive mit Menschen dran hereindrängen.
G 500 4×42: Quadratisch, nicht praktisch, dafür aber grandios. Ein Auto, für das man zum Einsteigen etwas Anlauf benötigt – die Einstiegshöhe liegt bei einem Meter. Die für vielseitige Einsätze entwickelten Portalachsen sind das technische Highlight des G 500 4×4². Bei diesem G befinden sich die Räder nicht auf Höhe der Achsmitte, sondern liegen durch die Portalgetriebe an den Achsköpfen wesentlich weiter unten. Damit steigt beim G 500 4×4² die Bodenfreiheit auf 450 Millimeter und die Wattiefe – oder besser Tauchtiefe – auf 1000 Millimeter.
Mercedes-Benz GLE Coupé: „Mehr Sport wagen“ Hier werden zwei höchst unterschiedliche Fahrzeugklassen zu einem neuen Modell kombiniert. Es dominieren aber eher sportliche Coupé-Gene als die Züge eines robusten SUV. Zur Premiere steht das GLE Coupé mit einer Leistungsbreite von 190 kW (258PS) bis 270 kW (367 PS) als Diesel- oder Benzinmodell zur Verfügung Topmodell ist der GLE 450 AMG.
CLA Shooting Brake: Schön (und) praktisch. Gerade bei den neuen Kompaktfahrzeugen ist die Spannweite der inzwischen fünf Modelle enorm: A-Klasse, B-Klasse, das Coupé CLA und der kleine Allradler GLA decken eine Vielzahl von Kundenwünschen ab.
Zeit, nochmal über die Messe zu schlendern. Was ist noch an Trends zu erkennen? Viele große SUV gibt es, neben vernünftigen Kompakten und Power-Varianten bereits länger verkaufter Modelle. Und ich entdecke noch etwas Anderes: Den Trend zur zweiten Tankklappe. Und die steht für Plug-In Hybrid. Den Mercedes-Benz C 350 e und die V-Klasse Concept V-ision e hatte ich schon erwähnt, hier nochmal kurz die technische Erläuterung: Plug-In-Hybride besitzen neben einem Verbrennungsmotor auch eine Batterie und einen Elektromotor. Auf kurzen Strecken kann man also rein elektrisch und emissionsfrei fahren. Wenn die Batterie leer ist, fährt man mit Benziner oder Diesel weiter. Die Batterie kann an einer normalen 220 Volt-Steckdose wieder aufgeladen werden.
(Zu den Plug-In-Hybriden konnte ich übrigens auch Bernhard Heil, leitender Motoreningenieur, und Johannes Reifenrath, leitender Produktstrategiemanager, befragen- hier das Interview)






„Und die reinen Elektrofahrzeuge?“ könnten Sie jetzt fragen. Mal ehrlich, besitzen Sie schon eines? Egal, welche Marke? Ich auch (noch) nicht. Gerade in Deutschland sind wir Kunden in punkto Elektromobilität noch eher zurückhaltend, und über die vielen Gründe kann man ziemlich lange diskutieren. So why not plug it in? Fest steht, dass bei Daimler bis 2017 – zusätzlich zu den rein elektrisch fahrenden Fahrzeugen – zehn neue Plug-in Hybrid Modelle auf den Markt gebracht werden.
In Europa liegt der Flottenausstoß aller Modelle schon heute unter 130 Gramm CO2 je Kilometer. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ hat Erich Kästner mal gesagt. Kann mir jemand bitte den Gefallen tun, und den Mercedes-AMG GT 3 nochmal anlassen? Gefangen zwischen „Geschossen“ und „go green“…